Für den zur Kabinenbahn umgerüsteten Korblift auf die Langkofelscharte liegt seit Mitte Mai ein Ausbauprojekt vor – mit doppelter Personenkapazität, mehr als doppelt so hohen Betonträgern und einer vier Mal so großen neuen Bergstation. Dabei fehlt es bereits jetzt auf der Langkofelscharte an Platz und in der dort gelegenen Toni-Demetz-Hütte an Wasser. „Diese Ausbaupläne sind absolut nicht vertretbar“, sagen der Heimatpflegeverband Südtirol, der
Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Mountain Wilderness und der Alpenverein Südtirol
und fordern: „Die überverhältnismäßigen öffentlichen Förderungen für private Liftanlagen müssen aufhören, dann kämen solche Projekte gar nicht erst auf den Tisch.“ Statt eines Ausbaus auf der Langkofelscharte unterstreichen die Umweltverbände ihre Forderung nach einer Unterschutzstellung des Langkofelgebietes samt Cunfinböden.

Seit 1959 führt im Sommer ein Korblift die 400 Höhenmeter vom Sellajoch auf die Langkofelscharte
(2685 m), wo sich die Toni-Demetz-Hütte befindet und Bergsteiger und Touristen über ein
beeindruckendes Kar in das Herz der Langkofelgruppe zur Langkofelhütte und über die Confin-Böden
absteigen können. Eine beliebte Wanderung, die bereits viele Touristen anlockt, die teilweise mit dem
anspruchsvollen Abstieg überfordert sind. Die Strukturen auf der Langkofelscharte bringt der
wachsende Besucheransturm an ihre Grenzen. Der Platz in der ohnehin engen Scharte ist knapp und
die Wasserversorgung der Toni-Demetz-Hütte ist die vergangenen Jahre prekär geworden.
Historischer Erschließungsdruck
Dennoch gibt es seit den 1980er-Jahren Ausbaupläne für die Aufstiegsanlage, deren Körbe Anfang der
1970er-Jahre durch einfache Kabinen ersetzt wurden. Die Ausbaupläne gingen Hand in Hand mit der
Erweiterung der umliegenden Skigebiete. Freilich wäre die Winternutzung des Lifts mit einer Abfahrt
über die noch unberührten Cunfinböden, wo bereits das nächste Projekt – die Verbindung SaltriaMonte Pana
– in der Schublade liegt, für viele Skifahrer ein attraktives Angebot. Für die Landschaft
hätte es jedoch verheerende Auswirkungen, denn damit würde auch die Langkofelgruppe als letzter
Bergstock der Umgebung mit symbolischer Strahlkraft skitechnisch erschlossen. Gerade deswegen
waren die Ausbaupläne bereits 1987 gescheitert – am Protest der Umweltverbände und auch der
Bevölkerung.
Jetzt soll es wieder Richtung Winternutzung gehen: Das lässt zumindest eine Entscheidung des
Gemeindeausschusses von Wolkenstein von vergangener Woche vermuten: Ein Beschluss vom 16.
Mai will Aufstiegsanlagen aus dem Gemeindebauleitplan – wie den Lift auf die Langkofelscharte – mit
jenen im Skipistenplan gleichstellen und damit den Winterbetrieb ermöglichen.
Ausbau würde Belastung für Natur und Landschaft intensivieren
„Dass wir gerade heute angesichts von bestehendem Klimawandel, einer großen Schnee-Unsicherheit
und eines Unbehagens gegenüber wachsender Touristenströme über Ausbaupläne an einem noch
halbwegs intaktem Bergmassiv sprechen, wirkt geradezu grotesk,“ findet Claudia Plaikner vom
Heimatpflegeverband. Denn es ist klar, der Ausbau käme einer zusätzlichen Erschließung nahe, würde
ein Plus an Tausenden Tagesgästen und somit eine zusätzliche Belastung für Natur und Landschaft
bedeuten. Ganz abgesehen von der landschaftlichen Beeinträchtigung, welche die im Projekt
vorgesehenen Baumaßnahmen ankündigen: eine Vervierfachung der Kubatur der Bergstation an der
bereits durch die jetzige Bergstation und die Toni-Demetz-Hütte ohnehin baudichten Scharte, doppelt
so hohe Trägersäulen aus Beton und 13.000 Kubikmeter Bauvolumen für eine neue Talstation.
Öffentliche Finanzierung von privaten Liftanalagen stutzen
„Als Umweltverbände können wir nicht anders, als nochmals zu betonen, dass die Erschließung der
Bergwelt abgeschlossen ist. Klimawandel und Klimaplan sollten uns zu einem sorgfältigeren Umgang
mit unserer Umwelt bewegen,“ sagt Josef Oberhofer vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz.
Dass es Projekte wie an der Langkofelscharte gibt – sind Heimatpfleger und Umweltschützer
überzeugt –, ist der im regionalen Vergleich ungleich hohen Finanzierung von privaten
Aufstiegsanlagen durch die öffentliche Hand geschuldet. Im aktuellen Fall läge die öffentliche
Finanzierung bei voraussichtlich 45 % der Kosten. „Hier wäre dringend anzusetzen, dann würde es
solche Erweiterungspläne gar nicht erst geben.“
Forderung: Unterschutzstellung der Langkofelgruppe und der Cunfinböden
Statt eines Ausbaus an der Langkofelscharte unterstützen Heimatpflegeverband, Dachverband,
Mountain Wilderness und Alpenverein die Forderung von Nosc Cunfin nach einer Unterschutzstellung
der Langkofelgruppe samt Cunfinböden: „Das 30X30-Ziel des UN-Biodiversitätsrates sieht eine
Unterschutzstellung von mindestens 30 Prozent der Landesoberfläche vor, auch in Südtirol fehlen hier
noch 9 Prozent. Wir denken, die Langkofelgruppe wäre hierfür ein würdiges Objekt. Die Eingliederung
der Langkofelgruppe mit den Cunfinböden in einen Naturpark ist längst überfällig.“ Georg Simeoni
vom Alpenverein unterstreicht: „Seit 38 Jahren fordern wir diese Unterschutzstellung. In letzter Zeit
wurden 3000 m² Grund auf der Langkofelscharte (praktisch die ganze Scharte) an Private verkauft,
damit die Bergstation und notgedrungener Weise auch die Hütte für den zu erwartenden
Besucheransturm gerüstet ist. Dies alles im Sinne des vielgepriesenen Landschafts- und
Klimaschutzes.“
Und was soll mit der bestehenden Kabinenbahn geschehen? 2024 verfällt die Konzession der
Aufstiegsanlage zur Langkofelscharte. Damit ergibt sich die historische Chance, den ausschließlich für
Freizeitzwecke genutzten Lift abzubauen und allein die Schönheit der Landschaft in den Vordergrund
zu stellen. Diese Vorgehensweise ließ jüngst auch Landeshauptmann Arno Kompatscher anklingen,
der sich klar gegen eine Potenzierung der Aufstiegsanlage aussprach. Das wäre auch ein handfestes
Signal des Aufbruchs in eine wirklich enkeltaugliche Entwicklung der Dolomiten.