Mobil und Heimatpflege

Der Verkehrssektor bleibt ein Sorgenkind – in Südtirol stammen aktuell 44 % der CO2-
Emissionen aus dem Verkehr. So wie es aussieht, ändert sich das auch nicht mit dem
neuen „Landesplan für nachhaltige Mobilität“, der unlängst veröffentlicht wurde. Das
Planungswerk ist umfangreich und beachtlich, so Heimatpflegeverband Südtirol und
Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einer ersten Stellungnahme, schrammt aber
an seiner Zielsetzung vorbei: Der Mobilitätsplan setze vor allem auf Dekarbonisierung,
während die Verkehrsreduzierung und der Ausbau nachhaltiger Mobilität zu kurz kommen.
Über 460 Seiten umfasst der Entwurf des neuen Mobilitätsplans. Aber trotz des hohen
Anteils des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen in Südtirol stecken die geplanten
Maßnahmen nicht klar ab, wie die Klimaneutralität bis 2040 tatsächlich erreicht werden soll.
„Viele Maßnahmen sind nur auf 2035 angelegt. So sollen die CO2-Emissionen bis dahin um
27 Prozent durch Dekarbonisierung und Förderung des Personennahverkehrs sinken. Das
hieße, dass fünf Jahre vor dem Klimaneutralitätsziel 2040 noch 73 Prozent der CO2-
Emissionen verbleiben“, so Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes Südtirol.
Wie mit dem steigenden Transitverkehr – erwartet wird beim Güterverkehr auf Straße und
Schiene ein Plus von 30 Prozent auf der Brennerachse bis 2040 – umzugehen ist und wie eine
Reduzierung des Verkehrsvolumens im Detail erfolgen soll, bleibt der Mobilitätsplan
schuldig.
Dekarbonisierung reicht nicht aus
Im Zentrum des Landesplans für nachhaltige Mobilität stehe die Dekarbonisierung der
öffentlichen und privaten Verkehrsmittel, so die beiden Umweltverbände. „Eine nachhaltige
Zukunft sei jedoch nicht allein durch den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge zu
erreichen. Aufgrund übergeordneter Rahmenbedingungen wird die KFZ-Flotte erst weit nach
2040 elektrifiziert sein. Zudem verursacht auch Elektro-Mobilität – wenn auch reduziert –
Lärm, Klimaschäden und Verschmutzung. Rund ein Drittel des Mikroplastiks in unseren
Meeren stammt aus Reifenabrieb. Verkehrsvermeidung muss deshalb in allen Belangen der
Verkehrspolitik oberste Priorität haben,“ so Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbands für
Natur- und Umweltschutz.
Gemeinden in nachhaltiger Mobilität unterstützen
Ein weiterer Knackpunkt ist der motorisierte Individualverkehr innerhalb der Gemeinden,
der aktuell 42 Prozent des Verkehrsaufkommens ausmacht. Hier sind laut Mobilitätsplan die
Gemeinden in der Verantwortung, mit dem Ausbau von Fuß- und Radwegen und des
Öffentlichen Personennahverkehrs wesentliche Verkehrsverminderungen einzuleiten. Aber
es gibt zu wenig konkrete Handlungsrichtlinien für die Gemeinden und es fehlt an
Koordination. „Es braucht für die Gemeinden klare Konzepte für den Ausbau des Bus- und
Fahrradwegenetzes, für zwingende Verkehrsbeschränkung in sensiblen Zonen, für die

ekarbonisierung und logistische Optimierung im urbanen und innerörtlichen WarenZustellverkehr und für einen neuen Lärmschutzplan,“ unterstreichen Oberhofer und
Plaikner.
Stellungnahmen bis Mitte September möglich
Klimaneutralität bis 2040 ist das gemeinsame Ziel und ist auch im Verkehrssektor erreichbar,
sind sich Heimatpflegeverband und Dachverband einig. Daher müsse der Mobilitätsplan
konkrete Maßnahmen, sowie klare Leitlinien vorgeben und ausreichende Unterstützung
bereitstellen, um dieses Ziel zu erreichen. Bis Mitte September können Bürgerinnen, Gemeinden und Verbände nun Stellungnahmen zum Mobilitätsplan abgegeben – auch Heimatpflegeverband und Dachverband werden das tun. Die Bereitschaft zur Mitarbeit und das Engagement der Gemeinden, des Landes und der Bürgerinnen sind entscheidend, um
die zukünftige Mobilität in Südtirol im Einklang mit den Klimazielen und der Lebensqualität
der Bevölkerung zu gestalten. „Der Mobilitätsplan schrammt aktuell am Klimaziel vorbei, wir
sehen es als unsere Aufgabe ein Nachbessern einzufordern,“ betonen Plaikner und
Oberhofer.

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